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Technische Aspekte von Trinksystemen / Hydration Setup im Triathlon


Hydration und Nutrition sind im Triathlon insbesondere auf den längeren Distanzen entscheidend. Neben den viel diskutierten Fragen, was, wieviel und wann gibt es bei der Umsetzung einige Aspekte zu bedenken:


  • Wohin mit all den Flaschen?
  • Welchen Effekt haben die Flaschen auf die Aerodynamik und das Gewicht meines Rads?
  • Beeinträchtigt die Wasserversorgung meine Position auf dem Rad?
  • Wie kann ich bequem eine regelmäßige Aufnahme sicherstellen?
  • Was ist das beste Setup für die Radstrecke?
  • Wie durchfahre ich erfolgreich die Getränkestation (Water / Aid Station)?


Wir stellen die gängigen Varianten von Trinksystemen vor und geben Hinweise auf Vor- und Nachteile sowie Tipps zur optimalen Nutzung. Die Gewichtung der einzelnen Faktoren ist individuell unterschiedlich. So führt beispielsweise das Verlassen der Aeroposition um zu trinken bei sehr optimierten Sitzpositionen zu größeren Nachteilen, als bei einer aufrechteren Haltung, die dabei nur wenig verändert wird.

Trinksystem oder normale Trinkflasche im BTA (between the aerobars / arms) Mount?

Eine normale Trinkflasche kannst Du an der Getränkestation einfach austauschen. Zum Trinken musst Du sie aus dem Flaschenhalter entnehmen, ansetzten und wieder zurückstecken. Dies bedeutet in der Regel, die Aero-Position zu verlassen.


Trinksysteme haben eine Nachfüllöffnung, d.h. an der Getränkestation nimmst Du eine Flasche auf, füllst sie in das Trinksystem und wirfst sie weg. Trinken kannst Du über einen Schlauch, der im Idealfall an einer gut zugänglichen Stelle, zum Beispiel an den Extensions / Aerobars mit einem Magnetclip oder einer mechanischen Halterung platziert ist. Das macht die kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr einfach und effektiv. Zudem kannst Du beim Trinken die aerodynamische Sitzposition beibehalten. Da der Athlet die größte Angriffsfläche darstellt und das Verlassen der Aeroposition wie eine Bremse wirkt, ist dies ein signifikanter Vorteil. 

Above oder between / below the aerobars / arms?

Trinksysteme, die auf den Aerobars, leicht oberhalb der Arme platziert sind, können helfen, den Raum zwischen Kopf, Armen und Körper zu schließen. Die Position ist daher aerodynamisch effizient. Die meisten Systeme sind aufgrund der länglichen Bauform und der Platzierung der Nachfüllöffnung nicht für jede Neigung geeignet. Bei stärker angestellten Aerobars solltest Du daher einen Ausgleichskeil nutzen.


Systeme zwischen und unterhalb der Aerobars sind automatisch Teil der Stirnfläche. Die aerodynamische Ausgestaltung ist daher besonders wichtig und kann Vorteile aber auch Nachteile bringen. Durch die tiefere Position bleibt das Cockpit freier, was von vielen Athleten als angenehm empfunden wird. Für die Platzierung des Radcomputers bleibt mehr Spielraum.


Bei beiden Varianten ist es wichtig, dass die Form des Trinksystems sowie die Verankerung mit der seitlichen Einstellung Deiner Aerobars (eng / weit) kompatibel ist. Da die Cockpiteinstellung Komfort, Kraftübertragung und Aerodynamik beeinflusst, solltest Du Einschränkungen vermeiden. Bedenke, dass sich deine optimale Cockpiteinstellung über die Zeit ändern kann.

Computer Mount – mit oder ohne?

Front-Trinksysteme und Radcomputer belegen etwa den gleichen Raum im Bereich der Aerobars. Wenn Du Deinen vorhandenen Computer Mount behalten möchtest, solltest Du darauf achten, dass Dein Trinksystem kompatibel ist und beide Produkte in Kombination komfortabel bedienbar bleiben. Einige Trinksysteme und BTA-Mounts bieten mittlerweile Computer Mounts, die das Problem lösen.



Wenn Du Deine Daten kontinuierlich überwachen möchtest bietet sich eine Computer-Position im vorderen Bereich der Aerobars, also im natürlichen Blickfeld an. Viele Athleten empfinden einen etwas größeren Abstand zum Auge als angenehm.

Nachfüllöffnung mit Spritzschutz oder geschlossenem Deckel?

Ein Spritzschutz mit Einführschlitzen ist immer zugänglich und muss nicht vor Einfahrt in die Getränkestation geöffnet und danach geschlossen werden. Zum Nachzufüllen steckst Du das Mundstück der Nachfüllflasche durch die Schlitze in das Trinksystem ohne das Mundstück zuzuschieben. Diese Systeme eignen sich daher nur, wenn die Nachfüllöffnung frei zugänglich und nicht verbaut ist (z.B. durch besonders eng eingestellte Aerobars).



Ein geschlossener Deckel bietet bei der Einstellung des Cockpits etwas mehr Spielraum, insbesondere bei großen, leicht zu treffenden Einfüllöffnungen. Nach dem Öffnen berührt das Mundstück der Nachfüllflasche das System beim Einfüllen nicht und kann daher auch nicht ungewollt zugeschoben werden. Je größer die Öffnung ist, desto komfortabler ist das Nachfüllen. Die Abdichtung ist bei diesen Modellen meist besser. Vollständig dicht ist für gewöhnlich keine Variante, da sich sonst beim Trinken durch den Schlauch ein Vakuum aufbauen würde.

Mit oder ohne Bissventil?

Die Restflüssigkeit im Trinkschlauch fließt ohne Bissventil nach dem Trinken zurück in die Flasche. Mit Bissventil bleibt sie bei richtiger Bedienung im Schlauch und muss daher beim nächsten Gebrauch nicht erst nach oben gesaugt werden. Die meisten Bissventile führen allerdings zu einer starken Verengung des Trinkschlauchs. Da der Durchfluss von der engsten Stelle abhängt, ist der Effekt vergleichbar mit der Nutzung eines schmaleren Schlauchs.



Beispiel: ein Innendurchmesser von 6mm, wie Kupplungsbereich vieler Bissventile, anstatt 9mm, wie bei den meisten Trinkschläuchen, reduziert den Durchfluss um 56% (exponentielle Veränderung der Querschnittsfläche). Der Auslass des Bissventils stellt meist ein zusätzliche Verengung dar. Das Ansaugen wird somit deutlich schwerer und unter Belastung entsprechend unangenehmer. 

Wie stelle ich den Trinkschlauch ein?

Der Trinkschlauch soll den Boden des Trinksystems berühren, damit Du sie vollständig leeren kannst. Achte darauf, dass der Schlauch in der Flasche keinen Knick wirft, der den Trinkfluss behindert. Die meisten Schläuche lassen sich einfach mit einer Schere kürzen. Die richtige Länge ist entscheidend um eine komfortable Versorgung sicherzustellen.


Und so geht’s:

  • Nimm auf dem Rad deine bequeme Aeroposition ein (extreme Positionen können meist nicht dauerhaft gehalten werden und sind beim Trinken eine zusätzliche Herausforderung)
  • Blicke nach vorne da Du auch beim Trinken die Straße im Blick behalten willst (wird beim Einstellen zu Hause, z.B. auf der Rolle, gerne vergessen).
  • Lasse etwas Spielraum, so dass der Schlauch zunächst etwas zu lang erscheint. Teste die Länge in der Praxis und wiederhole den Prozess bis Du die optimale Länge gefunden hast.


Beachte: ein zu kurzer Trinkschlauch führt dazu, dass Du beim Trinken nicht oder nur schlecht nach vorne sehen kannst. Dadurch wird die Wasserversorgung unkomfortabel, riskant und oft nicht wie geplant ausgeführt.

Welches Volumen ist optimal für Trinksysteme?

Das Volumen von integrierten und nachgerüsteten Trinksystemen bewegt sich zwischen ca. 500ml und ca. 1200ml (ca. 1000ml bei Front-Trinksystemen).


Ein großes Volumen bietet einen Startvorteil, da erst später nachgefüllt werden muss. Ab dem ersten Nachfüllen ist die Strategie entscheidend. Beim Durchfahren der Getränkestation ist es sehr schwierig, mehr als 2 Flaschen aufzunehmen. Davon füllst Du eine direkt nach und platzierst die zweite als Ersatz in den Flaschenhalter hinter dem Sattel. Ein Volumen des Trinksystems von mehr als einer Nachfüllflasche (meist 700ml – 750ml) hat in dieser Situation keinen Vorteil. Je länger die Distanz, desto geringer ist bei dieser Strategie der Vorteil sehr großer Trinksysteme. Anders ist die Lage, wenn Du an der Getränkestation anhalten möchtest. In dem Fall kannst Du mit einem sehr großen System entsprechend mehr an Bord nehmen und evtl. Getränkestationen auslassen.


Zusätzliches Volumen bedeutet zusätzliches Gewicht, das transportiert werden muss. Dies ist insbesondere bei Strecken mit relevanten Höhenmetern zu berücksichtigen. Wegen der Platzierung am Lenker hat das Volumen bei Front-Trinksystemen auch einen Einfluss auf das Handling.


Das gleiche gilt für das Produktgewicht des Trinksystems selbst. Hier lässt sich, je nach Modellauswahl erhebliches Gewicht einsparen. Im Vergleich zu vielen anderen Komponenten ist dies ein sehr kosteneffizienter Weg des Gewichtsmanagements.

Was fülle ich in das Trinksystem?

Da die Flüssigkeit über den Schlauch angesaugt werden muss, sollte der Inhalt nicht dickflüssig sein. Du solltest daher keine Zusätze verwenden, die die Viskosität verschlechtern (z.B. Gels).


Im Wettkampf wird das Trinksystem vor dem Auffüllen nicht immer vollständig entleert. Geschmacksrichtungen, die Du nicht dauerhaft genießen möchtest, sollest Du im Wettkampf eher vermeiden.

Mit welchem Setup starte ich auf die Radstrecke? Wohin mit Ersatzflaschen und Kohlenhydraten?

Wenn Du Deine eigene Verpflegung nutzen willst, wird der Platz schnell klein. Eine strategische Positionierung ist daher von Vorteil. Das optimale Setup ist von vielen Faktoren abhängig. Dies sind z.B. Raumangebot am Rad (besonders bei kleinen Rahmengrößen), Deine Handling-Fähigkeiten und Deine persönlichen Präferenzen. Das folgende Setup hat sich bewährt und dient als Anhaltspunkt, um Dein eigenes Setup zu gestalten oder zu optimieren.


  • Trinksystem: Wasser
  • Rahmenflasche(n): Kohlenhydrate - verdünnt (Ideal sind schlanke Aeroflaschen. Normale, runde Flaschen haben hier aerodynamische Nachteile)
  • Flasche(n) hinter dem Sattel: Kohlenhydrate - verdünnt (Sehr guter Platz für 1-2 normale, runde Flaschen / Nachfüllflaschen, da aerodynamisch tendenziell neutral)


Meist starten Wettkämpfe früh am Morgen und die Temperaturen sind am Anfang des Radkurses noch relativ niedrig. Das Trinksystem reicht daher vorerst aus um den Flüssigkeitsbedarf zu decken.


Da alle anderen Flaschen zunächst für Kohlenhydratmischungen genutzt werden, kannst Du etwas mehr Wasser beimischen als bei einer einzigen Flasche für Kohlenhydrate. Die Verteilung auf mehrere Flaschen reduziert auch das Risiko, die gesamte Ernährung bei Unebenheiten zu verlieren. Um klassische Flaschenhalter hinter dem Sattel im Wettkampf zusätzlich zu sichern, kannst Du Grip Tape oder Schleifpapier verwenden. Klebe dazu ein kleines Stück über die kleine Kuppe, die die Flasche nach oben absichert. Die gekörnte Struktur verbessert die Arretierung.


Nun ist die Verbrauchsreihenfolge wichtig. Nutze zuerst die Verpflegung aus immer der gleichen Standardflasche (also nicht Aeroflasche), bis diese geleert ist. Sobald diese aufgebraucht ist, kannst Du die Flasche wegwerfen und in der Getränkestation durch eine Ersatzwasserflasche ersetzen. So hast Du bei steigender Hitze vollen Zugriff auf Flüssigkeit. Da wegen der besseren Aerodynamik im Rahmendreieck meist Aeroflaschen eingesetzt werden, bietet sich dazu eine Flasche hinter dem Sattel an. Wenn die Außentemperaturen schnell kritisch werden, kannst Du in dieser Flasche die Kohlenhydratmischung dünner gestalten. So steht der Flaschenhalter früher für Ersatzhydration aus der Getränkestation zur Verfügung.

Anfahren der Getränkestation (Water / Aid Station)

Öffne rechtzeitig vor der Getränkestation den Deckel des Trinksystems.


Prüfe Deine Flaschen: Was muss nachgefüllt werden? Reste kannst Du noch zur Kühlung verwenden. Halte die leere(n) Flasche(n) bereit um sie gleich am Anfang der Littering Zone wegzuwerfen.


Suche Dir einen Helfer aus, nimm Blickkontakt auf und gib ein Handzeichen, damit Du die volle Aufmerksamkeit bekommst. Das erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Übergabe erheblich.


Wenn Du 2 Flaschen aufnehmen möchtest, ist die optimale Reihenfolge situationsabhängig. Ist in der Station viel los, ist es sicherer, die erste Flasche direkt in den Flaschenhalter hinter dem Sattel zu stecken um Kollisionen mit anderen Athleten und herumliegenden Flaschen zu vermeiden. Ist die Station leer und aufgeräumt, kannst Du erst nachfüllen und dann die 2. Flasche nach hinten stecken. So kannst Du früher wieder beschleunigen.


Meist ist es günstiger das Tempo in der Station weniger aggressiv zu gestalten. Das Risiko einer verpatzten Getränkeaufnahme überwiegt den Zeitverlust bei weitem.

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